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Betty Stürmer

06.01.1960 – 05.11.2024


Der Mann, der Fürth schöner machte

ANDENKEN Zeichner, Maler, Restaurator

Im Hauptbahnhof, seinem letzten Projekt, erinnert nun ein Foto an Bela Faragó

Im Fürther Hauptbahnhof hängt ab sofort ein Portrait des Künstlers und Restaurators Bela Faragó, der neben vieler anderer Gebäude auch maßgeblich den Hauptbahnhof mit restauriert hat.

Text: Matthias Boll, aus: "Fürther Nachrichten", vom Donnerstag, den 26.09.2024, Fürth Kultur, Seite 30
Foto: Thomas Scherer ©

FÜRTH - Hauptbahnhof, Westflügel, ein Kommen und Gehen, alle Tage. Wenige Schritte sind es noch bis zum Infra-Servicecenter und zum Café. Wer es eilig hat, hat kaum Muße, Bahnhöfe sind ja selten Orte, an denen sich Verweilen"  auf „Eilen" reimt.
Dennoch  wird  es Mitmenschen geben, die die großformatige Fotografie stutzig machen  dürfte - weil es eine ausgesprochen sorgfältig gestaltete  Arbeit  ist,  die  hier  seit Montag hängt, aufgehängt wurde unterm umsichtigen Dirigat des Hauptbahnhof-Renovierungschefs.
Zweitens, weil gelungene Menschen-Fotografie  immer  die  Frage  nach  sich zieht: Wer ist denn das überhaupt? Wer ist so bekannt, dass sein Konterfei hinter Acrylglas, 150 x 100 cm, den Westflügel  des Fürther Hauptbahnhofs dominiert?
Kenner und Kunstkenner wissen die Antwort. Die sehr große Mehrheit der Nicht-Auskenner könnte folgende Info interessieren: Ohne diesen Mann wäre der im Juni 2023 fertig sanierte Hauptbahnhof noch immer eine Umbaustelle mit der Überschrift „Dauert noch". Und das ist wirklich bloß eine feine, nicht grobe Zuspitzung, Philipp Streng selber spricht von der „unglaublichen Effizienz, Präzision und Geschwindigkeit", mit dem der Mann zu Werke ging.
Es ist der Mann auf dem Foto: Béla Faragó.
15 Jahre lang arbeitete der Fürther Immobilieninvestor MIP mit dem gebürtigen Ungarn zusammen, Faragó hatte als Restaurator das volle Vertrauen der Geschäftsführer -Geschwister Philipp Streng und Isabel Fürsattel. MIP-Großprojekte  jener Jahre tragen die Handschrift Béla Faragós, etwa die Malzböden in der Schwabacher Straße oder der Grüne Baum in der Gustavstraße. Streng: „Er sah genau, wo und wie die Decken zerstört waren, konnte Stuck nachzeichnen wie kein anderer." Eine „unglaubliche  Akribie"  attestiert ihm Fürsattel.
Das Schicksal wollte es, dass der Hauptbahnhof Faragós letzte Baustelle war. In seiner Altdorfer Wohnung starb er am 24. Januar 2022, 63 Jahre alt, und man übertreibt nicht, wenn man „an gebrochenem Herzen" hinzufügt. Zwei Wochen zuvor war der Hund des allein lebenden Künstlers verstorben, noch schlimmer wiegt eine unschöne, in den Tiefen manches Glases versenkte Familiengeschichte. Um es abzukürzen: Keiner seiner Freunde weiß anno 2024, wo die Urne ist.
Sehr enge Freunde waren Barbara und Martin Kreß, Betreiber der Galerie Destillarta und Mühle im weltabgeschiedenen Roßtaler Ortsteil Buchschwabach. 20 Jahre lang organisierten sie Ausstellungen mit den wuchtig-dynamischen  Zeichnungen  des Mannes,  der  aus  Kiskunfélegyháza stammte, 1980 nach Deutschland übersiedelte und an der Karlsruher Akademie bei Georg Baselitz studierte.
„Für uns ist dieses Foto wie ein Abschiednehmen ''. sagt Barbara Kress. Sie war es auch, die die Initiative ergriff und Streng kontaktierte mit der Idee, Faragó an dessen letztem Arbeitsplatz zu ehren. Am See der Buchschwabacher Mühle entstand auch das Foto.
Am 9. Juni 2013 bediente Katarzyna Niwińska, die seinerzeit in der Destillarta ausstellte, den Auslöser. Der Künstler im Mittelpunkt von Kunst.
Zwei Jahrzehnte lang vertrat ihn die Nürnberger Galerie Landskron­Schneidzik in der Deutschherrnstraße. „Neben Botond", sagt Regina Schneidzik, war er einer der größten Nürnberger Künstler. Seine Arbeiten waren Ausdruck seiner Persönlichkeit, niemals Mainstream. Farag6 war einer der besten Zeichner, die ich kenne."
2001 nahm er den Anerkennungspreis des NN-Kunstpreises entgegen, den 3. Preis 2004 sowie den Sonderpreis des Verlegers 2005.
Edda Schneider holte den Ungarn 2006 in ihre Fürther Südstadt-Galerie, zur Fußball-WM in Deutschland zeigte er unter dem Titel „Sport“ mit sarkastisch-spitzem Stift, was er vom Profifußball-Zirkus hielt. In Fürth folgten Ausstellungen im Stadttheater und in der Sparkasse, auch der Laie sah: Das Ist alles andere als Kunst von der Stange, abgehoben und rätselhaft schon gar nicht. „Er hatte ein unglaubliches enzyklopädisches Wissen über Kunstgeschichte", äußert Kunstvermittler Georg Graf von Matuschka.
Ein Wissen, das in seine Kunst, natürlich auch in die Kunst des Restaurators, Eingang fand. Einige Arbeiten ruhen in der Buchschwabacher Mühle. Schön wäre es, sagt Barbara Kreß, wenn die Stadt Fürth die Möglichkeit hätte, die Werke als Leihgaben zu zeigen.
Und im Hauptbahnhof? Dort ist seit Montag, dem Tag, an dem er 66 Jahre alt geworden wäre, Béla Faragó zu sehen, in eine unsichtbare Feme schauend, ernst, aber nicht traurig. Philipp Streng: „Seinen Witz, seinen Humor, seine Menschenkenntnis habe ich sehr geschätzt. Mit ihm habe ich am liebsten zusammengearbeitet." Eines der nächsten Großprojekte mit dem Restaurator wäre übrigens der Marstall des Burgfarrnbacher Schlosses gewesen. Dessen Sanierung durch MIP steht an. Doch das ist eine andere Geschichte.


Das preisgekrönte Plakat

von Elżbieta Wittlin-Lipton (Polen/Frankreich/USA) "Wohin".

mdsm

Foto: Leszek Szuster - Direktor IJBS emm.

Die Internationale Biennale des Sozial-Politischen Plakats, die seit 2006 kontinuierlich stattfindet, ist eines der wichtigsten Projekte der IJBS und bietet ein künstlerisches Forum für den Meinungsaustausch über die dringendsten Probleme der heutigen Welt. Jede Ausgabe zieht das Interesse vieler herausragender Künstler aus verschiedenen Ländern und Kulturen auf sich. Die eingereichten Plakate befassen sich mit einem breiten Spektrum von Themen im Zusammenhang mit Menschenrechtsverletzungen: Rassismus, Diskriminierung, soziale Ungleichheit, Gewalt, Krieg, die Auswirkungen der Politik auf das Leben der Bürger, Verletzungen der Rechte von Frauen, Kindern und Minderheiten. In den 18 Jahren ihres Bestehens hat sich die Oświęcim - Plakatbiennale zu einem der bekanntesten internationalen Plakatwettbewerbe entwickelt, und Oświęcim - Stadt des Friedens hat sich zu einem wichtigen Zentrum für politisch und sozial engagierte Plakatkunst in Polen entwickelt.

Am diesjährigen Wettbewerb nahmen 207 Künstler aus 24 Ländern teil (Belarus, Bulgarien, China, Dänemark, Ecuador, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Ungarn, Iran, Italien, Japan, Jordanien, Kuba, Malaysia, Mexiko, Polen, Russland, Slowakei, Slowenien, USA, Taiwan, Ukraine). Von den 481 Plakaten, die von den Künstlern eingereicht wurden, qualifizierten sich 80 für die Ausstellung. Eine detaillierte Liste der ausgezeichneten und für die Ausstellung qualifizierten Plakate finden Sie auf der Website der IJBS: mdsm.pl/aktualnosci/post/10-miedzynarodowe-biennale-plakatu-spoleczno-politycznego.

Die 10. Internationale Biennale des Sozial-Politischen Plakats wird von einem Katalog begleitet, in dem die ausgezeichneten und für die Ausstellung qualifizierten Plakate vorgestellt werden.

Die Ausstellung wird im IJBS bis zum 31. Dezember 2024 zu sehen sein und steht unter der Schirmherrschaft des Ministeriums für Kultur und Nationales Erbe.

Partner: Rosa-Luxemburg-Stiftung, Stadt Oświęcim, Stadt Dachau, Oświęcimski Powiat, Landkreis Dachau, Gemeinde Oświęcim, Woiwodschaft Kleinpolen, Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland in Krakau, Zukunftsfonds der Republik Österreich, Akademie der Bildenden Künste in Kattowitz, Schlesische Universität in Kattowitz, Verband polnischer Künstler, Omag Machinery and Equipment Factory Ltd, Austrotherm Sp. z o.o., Plantpol Sp. z o.o., RE-Bau Sp. z o.o.


Galerie DESTILLARTA
Barbara und Martin K. Kreß
Buchschwabacher Mühle
90574 Roßtal
+49 9127 57214
+49 160 980 88 974
mail@destillarta.de
www.destillarta.de