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„Totentanz"

Béla Faragó in der Sebalduskirche Nürnberg

TERMIN:
28.10.2012 bis 25.11.2012

Ausstellungseröffnung am Sonntag, 28.10.2012, 11.00 Uhr
in der Kirche St. Sebald, Nürnberg
Begrüßung: Martin K. Kreß, Galerie Destillarta
Einführung: Dr. Uli Wunderlich, Europäische Totentanz-Vereinigung, Bamberg
Laudatio: Peter Seidel, Pfarrer i.R.
Musik: Bernhard Buttmann, Kantor
Öffnungszeiten der Sebalduskirche:
9.30 bis 18.00 Uhr - am Sonntag 11.00 bis 18.00 Uhr.



Béla Faragó : „TOTENTANZ“

61 Zeichnungen von Béla Faragó, Tusche, Aquarell, Kreide und Buntstift auf Papier, 2010, 32,5 x 25 cm werden in einer Ausstellung in St. Sebald in Zusammenarbeit mit der Galerie Destillarta, Buchschwabacher Mühle zum Thema "Totentanz" präsentiert.
Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen.
Kuratorin: Barbara Kreß, Galerie Destillarta.

In der Regel denkt man bei Totentänzen an Bilderfolgen und Texte, in denen
der Knochenmann Vertreter aller gesellschaftlichen Schichten und
Altersstufen vom Diesseits ins Jenseits befördert. Fachleute wissen, dass
damit immer auch etwas ganz anderes gemeint war: Jahrhunderte lang wurde zu
Ehren der Verstorbenen mit Musik und Tanz gefeiert. Spätestens seit dem
Mittelalter glaubten die Hinterbliebenen, dass ihre Ahnen, die Gräber
verlassen, um es den Lebenden gleichzutun. Seither existieren scheinbar
unvereinbare Darstellungen nebeneinander: ausgelassene Gerippe – wie in der
1493 in Nürnberg veröffentlichten Weltchronik des Hartmann Schedel – oder
aber Unheil verkündende Werke, die das Publikum zu christlich-moralischem
Handeln auffordern.
Bei Béla Faragó tanzt der Tod wenigstens seit 2006. Damals zeigte das
Diözesanmuseum in Eichstätt 30 in kräftigen Farben lavierte Federzeichnungen
ohne Datum und Titel. Angefeuert von knöchernen Musikanten, traten die
Skelette paarweise auf. Sie waren fast ausnahmslos in Bewegung, mal
springend, zuweilen mit weit aufgerissenen Mündern tonlos laut, ausgelassen,
eher wohl vergnügt als aggressiv. Makabre Sterbeszenen, also Todgeweihte,
die der Sensenmann vom Diesseits ins Jenseits befördert, kamen nicht vor.
Die Arbeit nahmen ihm Menschen ab, genauer: gesichtslose Soldaten,
dargestellt als Beobachter, beim Bodenkampf, vor Geschützen stehend oder aus
Helikoptern stürmend. Sie machten Gefangene, warfen Bomben, hinterließen
brennende Ölfelder und Leichenhaufen.
In den jüngsten, ab September 2010 in Krakau vorgestellten Werken des 1958
im ungarischen Kiskunfelegyhaza geborenen, mit Unterbrechungen seit 1980 in
Nürnberg ansässigen Malers und Graphikers sieht man wiederum von einander
getrennt Gerippe und Kriegsszenen. Die Knochenmänner toben wie eh und je.
Ein Pärchen dreht seinem unsichtbaren Gegenüber eine "lange Nase". Bloß
einer steht still, ein Prachtkerl, der nach dem Vorbild "Heiliger Leiber"
eine goldglänzende römische Rüstung, einen Siegerkranz und als
Friedenszeichen Palmwedel trägt. Musikinstrumente sind nunmehr weit weniger
wichtig als in der ersten Graphikfolge. Nur einmal erschallen Langtrompeten,
deren ohrenbetäubender Lärm in der Bibel die Mauern der Stadt Jericho zum
Einstürzen bringt und die Verstorbenen am Ende der Zeiten aus den Gräbern
weckt.

© Text: Dr. Uli Wunderlich, Präsidentin der Europäischen Totentanz-Vereinigung e.V. in Bamberg.

Das Wandfeld-Projekt der Sebalduskirche und die Galerie Destillarta zeigen die  Ausstellung TOTENTANZ mit beeindruckenden 61 Zeichnungen von Béla Faragó in Tusche, Aquarell, Kreide und Buntstift auf Papier ein.

Waren die Darstellungen des Totentanzes seit dem Mittelalter dazu geschaffen, die Sünder an das Lebensende zu erinnern und sie zu einem tugendhaften Leben anzuhalten, verzichtet Béla Faragó auf moralische Belehrungen und auf das Zuschaustellen von grausamen Details oder Szenen. Seine konkreten Darstellungen visualisieren sowohl makabre Szenen als auch moderne, anonymisierte Kriegsführung oder den Massenmord. Sie bilden den Tod ohne scharfe Konturen zeitlos und allgegenwärtig ab und erschüttern durch seine künstlerische Umsetzung.

Die Bilder bleiben im Menschlichen, sind nicht voyeuristisch persönlich, sondern mahnen an. Auf grobem Papier mit Mischtechnik gezeichnet bilden die Darstellungen von Gewalt das Fundament für die leichte wertneutrale Überhöhung durch den Totentanz in den historischen geprägten Szenen.

In dieser Ausstellung vereinen sich in einzigartiger Weise tanzende Skelette des in Europa ab dem Mittelalter bekannten Totentanzes mit den Darstellungen von gesichtslosen Soldaten, die mit modernen computergesteuerten Gerät aber auch in Grabenkämpfen Krieg führen.

Béla Faragó wurde 1958 in Ungarn geboren. Er studierte 1980 bis 1983 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe bei Georg Baselitz und setzte danach sein Studium in Nürnberg fort. Seit 1987 lebt er in Nürnberg und arbeitet als Restaurator und bildender Künstler. Für seine Werke bekam er neben anderen Auszeichnungen 2001 und 2004 den Kunstpreis der Nürnberger Nachrichten, 2005 den Sonderpreis des Verlegers der Nürnberger Nachrichten.   
" .. er ist sicher einer der besten und kritischen deutschen Zeichner der Gegenwart.“
(Dr. Axel Feuß)

Der Bilderzyklus „Totentanz“ von Béla Faragó wurde zuerst am 01. September 2010 in der Stiftung Judaica, Zentrum für Jüdische Kultur, in Kooperation mit dem Nürnberger Haus in Krakau präsentiert.
Danach wurden die Bilder vom 14.01.2011 - 27.02.2011 in der Internationalen Jugendbegegnungsstätte von Oświęcim/Auschwitz und vom 02.03.2011 bis zum 30.03.2011 im Museum der Stadt Jaworzno (Muzeum Miasta Jaworzna) ausgestellt.
Vom 03.04.2011 bis zum 02.05.2011 zeigte die Fundacja Bente Kahan in der Synagoge zum "Weißen Storch" in Breslau die Ausstellung bevor sie nach Deutschland zurückkehrte.
Der Kunstverein Kronach präsentierte dort in der Synagoge die Werke von Béla Faragó vom 24.03.2012 bis zum 07.04.2012.

Zur Ausstellung wurde ein Katalog durch die Kuratorin dieser Wanderausstellung, Frau  Barbara Kreß von der Galerie Destillarta herausgegeben.