Vernissage: 30.06.2011 um 17:30 Uhr
Begrüßung: Marcus Friedrich, Filialleiter
Eröffnung: Petra Guttenberger, MdL, Fürth
Einführung: Dr. Ralf Frisch, Erlangen
Musik: „Kolporter", Fürth
Figuren von Albrecht Klink
in der HypoVereinsbank Fürth
Blumenstraße 5, 90762 Fürth
vom 30. Juni bis 19. Aug. 2011
HypoVereinsbank Fürth & Galerie Destillarta:
KUNST HILFT - FÜR DIE FÜRTHER TAFEL e.V.
Die Skulpturen des Holzbildhauers Albrecht Klink
Nähert man sich Albrecht Klinks Figuren, so scheinen diese schweigend zu sagen: „Rühr mich an!" Man kann fast nicht anders, als ihnen über die Köpfe zu streichen und die Materia-lität des Holzes, seine Schrunden, Risse und Unebenheiten zu spüren. Albrecht Klinks Holz-skulpturen sind Menschen - Menschen wie du und ich. Ganz anders etwa als die Bronzen Alberto Giacomettis, die eigentlich Götter sind - Götter allerdings, die niemandem nahe kommen, die nie Mensch werden können. Giacomettis Figuren bleiben in der Ferne - so sehr man sich ihnen auch zu nähern sucht. Befindet man sich mit ihnen in einem Raum, so strahlen sie die Aura von uralten Wächtern aus, die einen vielleicht behüten können vor den Unbilden der Welt. Auch Stefan Balkenhols Holzskulpturen sind keine Gestalten der Nähe, sondern der Ferne. Sie halten die Wacht und blicken über ihren und über unseren Horizont hinaus. Sie suchen das Weite, nicht unsere Nähe. Albrecht Klinks Bildhauerei verkörpert das klare Gegenteil. Weit, aber so weit auch wieder nicht, hat sich Klink von seinen Ahnen, Ma-donnenschnitzern, entfernt. Denn in guter Tradition der Idee der sozialen Plastik von Joseph Beuys (aber dann doch wieder gänzlich anders als diese, weil Albrecht Klink ja dem Material des Holzes die Treue hält und nicht den Menschen zum Material werden lässt) sind nicht Heilige oder Götter die Lösung, sondern der Mensch. Der Mensch ist die Lösung. Der berührbare Mensch. Der verletzliche Mensch. Der Mensch, der - wie fast alle Holzkerle Alb-recht Klinks - die Augen geschlossen hat. Wer die Augen geschlossen hat, macht sich be-sonders verwundbar. Er sieht nicht, was ihm geschieht. Man könnte ihm etwas antun - zu-mal in einer Welt, in der der Mensch viel öfter des Menschen Wolf als des Menschen Mensch und des Menschen Helfer ist. Wenn wir allein mit den Holzskulpturen Albrecht Klinks sind, passen nicht diese auf uns auf, sondern es ist umgekehrt: sie fordern uns stumm auf, Verantwortung für sie zu übernehmen, für sie da zu sein und sie zu beschützen. Daher vielleicht das in allen Typen Klinks angedeutete Kindchenschema. Keineswegs sind die kleinen und größeren Holzmänner Gartenzwerge. Aber Albrecht Klinks Stil hat sie doch aus seinem Inneren als eigene Spezies zur Welt gebracht. Eine Spezies, der eine fast buddhistische Gelassenheit zu eigen sein scheint. Sie haben keine Angst, dass ihnen jemand etwas antun könnte. Sie fühlen sich sicher in unserer Welt. Und gerade so appellieren sie an unser Ethos: „Rühr mich an! Aber tu' mir nichts!" Ja vielmehr: „Du wirst mir nichts tun." So lautet ihre Vari-ation des Tötungsverbotes aus dem Alten Testament. Durch Albrecht Klinks Kunst werden wir an unsere Menschlichkeit erinnert. Die Menschen, die Klink macht, machen uns zu Men-schen. - Eine der faszinierendsten Gestalten Albrecht Klinks ist „Ed Krone". Ein Mensch, der seine Krone abgenommen und in der Hand hat. Ist nicht in den ersten Kapiteln der hebräi-schen Bibel die Rede davon, dass der Mensch die Krone der Schöpfung sei? Im Chaos einer Welt, die von Anfang an auf die schiefe Bahn geraten ist, hat dieser Mensch mehrfach seine Krone verloren. „Der Mensch is' a Sau", sagte Helmut Qualtinger einmal. Immerhin hält der Mensch Ed Krone seine Krone noch in Händen. Noch ist sie da. Und er scheint sich zu ver-neigen. Wie ein Schauspieler nach der letzten Vorstellung. Am Ende werden womöglich auch wir, die Krone der Schöpfung, uns fragen lassen müssen, welche Vorstellung wir abge-geben haben. - In der Gegenwart von Albrecht Klinks Holzskulpturen jedenfalls können wir uns unserer Menschlichkeit zuliebe daran erinnern lassen, das wir Menschen sind, die menschlich, nicht göttlich werden sollen - Menschen, die für einander da sein sollen und einander brauchen. So gilt, was als Motto über Albrecht Klinks Ausstellung, einem großarti-gen Gastspiel der Galerie Destillarta in der HypoVereinsbank Fürth steht, anders als vermutet: „Kunst hilft."
© Dr. Ralf Frisch