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„Totentanz"

Béla Faragó in der Synagoge Kronach

TERMIN:
24.03.2012 bis 22.04.2012

„Totentanz“ in der Synagoge Kronach
Johann-Nikolaus-Zitter-Str.27, 96317 Kronach.
Eröffnung am Samstag, den 24. März 2012 um 11.00 Uhr
Begrüßung: Karol J. Hurec
Die Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt des Kronacher Kunstvereins e.V., des Aktionskreises Kronacher Synagoge und der Galerie Destillarta.

Dauer der Ausstellung: 24. März bis 07. April 2012

 

Kronach: Die Alte Synagoge in Kronach übt allein schon eine Faszination aus. Ihre so wechselvolle Geschichte, ihre engagierte Neugestaltung zu einem lichtdurchfluteten und freudig stimmenden Raum des besinnlichen und bei Konzerten und Ausstellungen freudigen Gedenkens und Erlebens geben dem bescheidenen historischen Gebäude eine besondere Atmosphäre und Würde.
Dass bei all dieser positiven Erfahrung der Katastrophe des Holocaust und der Missachtung des Menschlichen gedacht werden muss, zeigt in ästhetischer Präsentation die Ausstellung des "Totentanz-Zyklus" des ungarischen Künstlers Béla Faragó - am richtigen Ort und zur rechten Zeit vor Ostern.
In zwei Reihen ranken sich 61 Werke - als gehörten sie zur ständigen Ausstattung der Synagoge - im Halbkreis an den Wänden vor den Resten des Altarraumes. Die Reihen haben ganz unterschiedliche Charaktere. Die obere Reihe der namenlosen, durchnummerierten Bilder verdüstert sich von den in rot-gelben Tönen leuchtenden Arbeiten zur Linken zum Ende der Kette auf der rechten Seite hin, wo sie in immer dunklerem Blau erstarren. Ihr Inhalt sind die tanzenden Skelette des aus frühmittelalterlichen Zeiten europaweit bekannten Totentanzes. Von der ursprünglichen eleganten Leichtigkeit der Totentänzer in frohen Farbschattierungen bleibt letztlich im Graublau der letzten Bilder nur noch eine blutleere undefinierbare Masse.
Der Zyklus zeigt in seiner unteren Bilder-Reihe die entsprechend vorstellbaren Kriegsszenen zu den Tanzenden. Gesichtslose Soldaten, offene Schlachten, Grabenkämpfe im Stellungskrieg, den Einsatz von mehr und mehr militärischer Technik bis zu anonymen Mördern aus Bombern und zuletzt computergesteuerten Drohnen, deren Opfer im Fadenkreuz anvisiert un ausgelöscht werden. Von Verdun bis zum Irakkrieg oder Afghanistan wurde das Sterben immer einfacher, Täter und Opfer werden immer anonymer und gesichtsloser. Und dazwischen die Massenopfer der Gefangenen in Lagern und KZ, aufeinander geschichtet oder kopflos.
Diese beindruckenden Bilder sind dennoch als Zyklus und in ihrer durchkomponierten Farbigkeit "schön". Sie bleiben im allgemein Menschlichen, sind nicht voyeuristisch persönlich, sondern mahnen den Respekt vor dem Wert des Menschen an. Auf grobem Papier mit Mischtechnik gezeichnet bildet die untere Reihe der menschlichen Gewalt das Fundament für die leichte Überhöhung durch den Totentanz der oberen Kette.
Nach Stationen in Krakau, anderen polnischen Städten und auch in Konzentrationslagern ist die Synagoge Kronach der erste Ort in Deutschland, an dem dieser Totentanz zu sehen ist, bevor er sich auf eine Reise durch die Republik und das weitere Europa macht.

Aus: "Neue Presse" Coburg, 27.03.2012

Béla Faragó "Totentanz". Bis 22. April in der Synagoge Kronach, Johann-Nikolaus-Zitter-Str., Di.-Fr. , So. 14-17 Uhr; Sa. 11-13 Uhr