Vernissage: Sonntag, 21.07.2013, 11.00 Uhr
Eröffnung: Matthias Dießl, Landrat Landkreis Fürth
Laudatio: Prof. Dr. Dr. Hans Hablitzel
Musik: Heiko Herbert - Intuitive Musik, die auf den Grund geht. Mensch, Natur & Tier EinheitErleben in Ton & Klang
Buffet: heftig-deftig
".......Emotiv bezeichnet Krystyna Hurec-Diaczyszyn dies, also das Gefühlsbetonte hervorrufen, herausholen. Übrigens hilft auch hier die Etymologie weiter: Emotiv, ein Wort, das sich noch nicht im Grimms Wörterbuch findet – übrigens ebenso wie Emotion-, stammt aus dem Französischen und von hier aus aus dem Lateinischen. Es leitet sich von e-movere ab, also herausbewegen, herausholen.
Unwillkürlich werde ich dabei an den französischen Philosophen Jean-Marie Guyau (1854 – 1888) erinnert, der lange in Vergessenheit geraten war, und gerade in jüngster Zeit eine erstaunliche Renaissance erlebt hat. Alphons Silbermann, Kunst- und Musiksoziologe in Köln, hat Guyaus Werk „L’art au point de vue sociologique“ neu übersetzt unter dem Titel: „Die Kunst als soziologisches Phänomen“. Von zentraler Bedeutung ist für Guyaus Kunstsoziologie der Künstler selbst. Er bringt die „emotion esthetique“ hervor, was übersetzt wird mit „ künstlerischer Erregung“. Das ist das, was man mit „emotiv“ umschreibt, und womit Krystina aus der Versenkung Schätze hebt.
Wesentlich ist ihr dabei das Hören auf eigene Gefühle, der Prozess, das Zulassen und Aufgreifen von Assoziationen, wie auch das Verwerfen derselben und die auf das kreative Gestalten verwendete Zeit- wertvolle Zeit für sich- sind in der emotiven Bildgestaltung von größter Bedeutung.
Und beim Betrachten des entstandenen Werkes, wird das Wesentliche zusätzlich verbal in der lyrischen Form von Elfchen zum Ausdruck gebracht:
Gedanken
kreuz und quer
formieren, sortieren, reduzieren
sich auf genau elf
Wörter
Das Elfchen-Gedicht besteht aus 11 Wörtern, die in festgelegter Folge auf 5 Zeilen verteilt werden. Sie zwingen die Autorin zur äußersten Konzentration auf das Wesentliche und erleichtert die Kommunikation mit dem Leser und Betrachter.
Jedes Bild wird betitelt, oft zweideutig und daher zum Nachdenken anregend und in eine Kategorie eingeordnet, wie Manipulationen, Befindlichkeiten, Strategien, Entwicklungen. Diese Kombination von lyrisch-verbaler und künstlerisch-nonverbaler Kommunikation scheint mir das Originelle, Beeindruckende am „Gründeln“.
Abschließend nur ein Beispiel, das mir sehr gefallen hat. Im Kapitel „Strategien“ geht es um die „Auszeit“ – ein höchst aktuelles Thema – auch wenn wir übrigens schon vom Alten Testament her so etwas Ähnliches kennen - das Sabbatjahr:
Eine junge Frau mit turbanähnlichem Haargeflecht liegt im Gras, sie liest entspannt in einem Buch; die aufgeschlagene Seite enthält das Wort „ Entspannung“. Weitere Worte folgen, die aus der Umstellung von Buchstaben des Wortes „Entspannung“ entstanden sind: Gunst, Pause, Sau u.a. Mit ihr ( der Frau) entspannen sich Tiere, einige Katzen, alle Viere von sich streckend. Im Hintergrund erkennt man einige Schnecken. Fast paradiesische Ruhe und Beschaulichkeit scheint man zu spüren. Und nun die verbale Aussage: „Beim Entspannen das Leben im Schneckentempo vorbeiziehen lassen gibt neue Spannkraft“
Unwillkürlich wird man hier an das neue Mega-Thema in Psychologie, Philosophie und auch Medizin erinnert: Entschleunigung. Auf die wachsende Komplexität des mit Computern und Handys aufgepeppten Lebens, verbunden mit permanentem Stress und 24-stündiger Erreichbarkeit- wird heute Rückkehr zur Langsamkeit gefordert, ist Entschleunigung angesagt. Der Abtprimas der Benediktiner, Dr. Notker Wolf, hat soeben im Magazin der Deutschen Rentenversicherung die Parole ausgegeben: „Entschleunigt Euch!“
So gesehen kann uns jedes einzelne Kunstwerk von Krystina, in verbaler und non-verbaler Kommunikation, zum Nachdenken anregen."
© Prof. Dr. Dr. Hans Hablitzel
Ministerialrat a.D.
Kronach/München
Krystyna Hurec-Diaczyszyn, geb. 1952 in München, Pädagogin, Maltherapeutin, Trauerpädagogin und Psychotherapeutin entwickelte in den vergangenen 15 Jahren in ihrer Praxis die „Emotive Bildgestaltung“ und wendet sie auch im eigenen Bildgestalten an. Die Emotive Bildgestaltung ist ein Prozess, der es ermöglicht, Unsichtbares sichtbar zu machen. Sie vereint Aspekte der freien, künstlerischen Bildgestaltung mit Psychotherapie und stellt sich dabei bewusst in keinen Wettbewerb des Kunstmarktes. Dennoch, wie jede Kunst, so sind die Werke von Krystyna Hurec-Diaczyszyn eine Herausforderung an die schöpferische Phantasie des Kunstbetrachters, ihre Farbigkeit ist opulent, prächtig und kraftvoll. Die Stofflichkeit von Wesen und Dingen wird bewusst nahe am realen Vorbild gestaltet oder als Verfremdung, wenn z.B. ein hundeartiges Wesen eine Schuppenhaut bekommt. Proportionen von Figuren aus dem „Kritzel“ können, wenn künstlerisch notwendig korrigiert werden, oder sie bleiben als Verzerrung, als Verrenkung bestehen. Attribute, wie Kleidung, Haare etc. geben der Künstlerin Spielraum für vielfältige Muster, für märchenhaft dekorative, lustvoll-zeitaufwändige Flächengestaltung. Die entstehenden Figuren sind keine geplanten Fabelwesen, es sind Seelenwesen, die seelische Zustände offenbaren.
Biografie:
geb. 1952 in München
Studium der Pädagogik mit Staatsexamen für das Lehramt
Studium und Staatsexamen als Beratungslehrerin
Ausbildung als Verhaltenstherapeutin bei Prof. Hellbrügge
Ausbildung zur Diplom-Familien- und Konfliktberaterin bei Prof. Peseschkian (WIAP- Wiesbaden)
Ausbildung zur Maltherapeutin bei M. Gerlinski
Erlaubnis zur Ausübung der Heilkunde ohne Bestallung, eingeschränkt auf das Gebiet der Psychotherapie - Landratsamt Kronach.
25 Jahre Lehrtätigkeit, seit 17 Jahren selbständig in eigener Praxis, Spezialisierung u.a. auf ADS und Lerntherapie in Einrichtung der Jugendhilfe, Entwicklung und
Durchführung eigener Therapiekonzepte in Zusammenarbeit mit Jugendämtern.